Sommerlager 2012
Am Anfang stand ein Beschluss. Bei den Pfadfindern dürfen die Kinder mitbestimmen – und so fällten sie auf der Stammesversamlung im Herbst 2011 den Beschluss, dass das Sommerlager 2012 erstens im Ausland und zweitens am Meer stattfinden sollte. Keine leichte Aufgabe … schließlich sind im August viele Plätze am Mittelmeer unbezahlbar, von Feuer machen keine Rede und die Transportkosten sind immens. Doch es fand sich eine Lösung. Es ging nach Holland, genauer gesagt nach Zaandvord an See, westlich von Amsterdam. Dort, wo sich die berühmte Autorennstrecke durch die Dünen windet, dort, wo schon Kaiserin Sisi in die Sommerfrische fuhr, dort wartete der internationale Pfadfinderlagerplatz Heet Naaldenveld auf den Stamm St. Marinus aus Rott am Inn.
Freitag 3.8.12: Fahrt
Nun war es endlich soweit. Der lang ersehnte Tag der Abreise war gekommen. Um halb Neun am Abend trafen wir uns alle am Pfarrheim in Rott und warteten auf unseren Bus. Kurze Zeit drauf kam er dann auch schon, eilig wurde unser Material und das ganze Gepäck verstaut, das der Voraustrupp im Transporter nicht mehr untergebracht hatte. Danach gab es noch kurz einen kleinen Kreis um uns von den Eltern, die ja zu Hause bleiben mussten, zur Verabschiedung. Und dann ging sie auch schon los – unsere große Fahrt.
Samstag 4.8.12: Aufbau
Nach gut zehn Stunden Busfahrt waren wir endlich in Holland angekommen. Vom Parkplatz an er großen Zufahrtsstraße zum Meer war nur noch ein kleiner Fußmarsch zu bewältigen, um an unseren Lagerplatz zu kommen. Am Eingang angekommen, suchten wir erst einmal unseren Platz, da Naaldenveld sich in einem Kiefern- und Eichenwald über mehr als einen Kilometer Länge und gut 500 Meter Breite ausdehnt. Im Grooteveld, dem größten Platz im Zentrum des Camps, angekommen, wartete auch schon unser restliches Gepäck auf uns. Wir gönnten uns erst einmal eine kleine Pause bevor es daran ging unsere Zelte aufzubauen. Doch da alle mitangepackt haben, waren wir auch schnell fertig und schafften es vor dem ersten Regenschauer, dass alles fertig war. Während die einen schon mal fleißig für Feuerholz sorgten, kümmerten sich die anderen darum, dass wir was zu Abendessen bekamen. Der Tag endete in einem gemütlichen Zusammensein am Lagerfeuer.
Sonntag 5.8.12: Workshops und die Dünen
Am Sonntag hatte meine Gruppe Frühstücksdienst, das heißt: vor allen anderen aufzustehen und das Frühstück für den ganzen Stamm vorbereiten. Um halb Acht war es dann soweit und wir durften auch die anderen wecken. Die Kinder hatten sehr viel Spaß dabei. Den anderen blieb nun eine halbe Stunde Zeit, um aufzukommen, dann begann unsere gemeinsame Morgenrunde, bei der wir symbolisch einen großen Käse rollten und die ersten Brocken der holländischen Sprache lernten.
Nachdem wir uns dann alle gestärkt hatten, gab es von unserem Kuraten Simon (der uns von Freitag bis Montag begleitete) eine kleine und sehr anrührende Andacht. Danach starteten wir mit ein paar Workshops: Es wurde zum Beispiel eine Wäschespinne gebaut. Und nochmal fleißig Holz gemacht – dank „Fichtenmoped“ und hochmotivierten Rovern sogar aus kräftigen Eichenstämmen.
Nach dem Mittagessen gingen dann die vielen Grüpplinge, die motiviert gennug waren die Dünen zu sehen, mit einigen Leitern auf Erkundungstour. Wir mussten erstmal den kleinen Fußmarsch zur Bushaltestelle wieder zurücklegen und fuhren dann die etwa drei Kilometer in Richtung Strand nach Zaandvort. Dort angekommen ging es mal wieder zu Fuß weiter bis zu den Dünen des Nationalparks. Als wir die Sandberge und Heide neben der Rennstrecke (im Nationalpark!) durchwanderten, wurden wir wieder einmal von einem Regenguss überrascht. Pitschnass kamen wir nach Zaandvort zurück, stärkten uns mit Eis oder Pommes und tourten wieder mit dem Bus zurück. Der Abend am Lagerfeuer war vom Trotz gegen den Regen und viel Gesang geprägt.
Montag 6.8.12: Freilichtmuseum Zaanseschanz
Heute ging es per Bahn in das Freilichtmuseum Zaanseschanz (so eine Art altes Bauernmuseum bei uns) Dort konnte sich jede Gruppe mit ihren Leitern zusammen selbst umsehen. Meine Kinder wollten natürlich erst einmal in die hinter dem Museum gelegene Schokoladenfabrik. Als es dort nichts mehr zu erkunden gab, machten wir uns auf dem Weg nach draußen, wo es dann auch schon Mittagessen gab (Lunchpakete, die ein Lagertrupp just in time anlieferte).
Nun kam der schönere Teil des Museums im Freien. Dort marschierten wir durch ein altes Dorf in Richtung der Windmühlen (es gab drei) und in eine davon durften wir sogar hinein gehen. Über vier oder fünf Treppen konnte man nach oben steigen und die tolle Aussicht genießen. Die Kinder fanden es vor allem ganz toll mit dem alten Mahlwerk, wo noch Kalk rum lag, um sich zu bemalen – wir waren in einer Farbstoffmühle gelandet. Auf dem Rückweg durch die alte Dorfstraße besuchten wir noch eine alte Fassbinderei.
Und schon war auch die Zeit schon wieder vorbei. Am Treffpunkt angekommen, machten wir uns wieder in Richtung Zug auf den Heimweg zum Lager. Doch bevor wir losgingen, gab es noch ein nicht so tolle Nachricht: Während unserer Abwesenheit vom Zeltplatz gab es ein heftiges Unwetter und mehrere unserer Jurtenn standen unter Wasser. Unser Nachbarstamm hatte das mitbekommen, Schlafsäcke etc. gerettet und einen Trupp unserer Leiter informiert, die sofort zurückfuhren und bis zur Rückkehr der Ausflügler die schlimmsten Verwüstungen beseitigten und Sachen zum Trocknen aufhängten.
Dienstag 7.8.12: Stadtspiel in Haarlem
Eigentlich war dies unser Strandtag, aber da das Wetter gefühlt alle fünf Minuten wechselt in Holland haben wir das Programm geändert und unser Stadtspiel in Haarlem vorgezogen. So machten wir uns in der Früh wieder mal auf den Weg zum Bus und fuhren Richtung Haarlem. Dort angekommen durften die Gruppen mit Ihren Leitern erst einmal die Stadt allein erkunden, mit dem gemeinsamen Treffpunkt im Kenaupark.
Wir besorgten uns gleich mal ein Eis ;-) und schauten uns anschließend die große Kirche am Hauptplatz an, von der sogar die Kinder fasziniert waren, als wir erst einmal drinnen waren. Nachdem wir dann gemeinsam im Park gegessen hatten, machten sich alle Leiter, die einen Posten hatten, auf den Weg. Unser Posten war an einer Windmühle, dort mussten die Kinder dann herausfinden, wie die alte Währung vor dem Euro in Holland war und wie viel davon dann 183 Euro sind. Insgesamt gab es neun Gruppen, gemischt aus jeder Altersstufe. Am Anfang galt es ein Rätsel zu lösen, alle bekamen einen Text, in dem einzelne Buchstaben ein gepicktes Loch darunter hatten, wenn man diese zusammen setzte bekam man den Startpunkt, von unseren 7 Posten jeder musste wo anders hin. Um 16 Uhr trafen wir uns dann alle wieder am Hauptplatz, wo wir schnell eine nette Holländerin fanden, die ein Stammesfoto von uns gemacht hat. Wieder am Lagerplatz gab es Abendessen. Danach trafen wir uns an der großen Lagerfeuerstelle von dem Platz mit unseren Nachbarn aus Langewehe. Und als Dankeschön für die Platzrettung beim Unwetter machten wir uns mit ihnen einen schönen Lagerfeuerabend mit selbstgemachter Nachspeise.
Mittwoch 8.8.12, Gruppentage
Heute waren unsere Gruppentage, jeder Gruppe machte ihr eigenes Programm. Wir starteten in der Früh los Richtung Bahnhof Heemstede und von dort per Zug nach Waasenach zum Duinrellpark. Dort verbrachten wir auch fast den ganzen Tag und hatten einen riesen Spaß, mit den vielen Fahrgeschäften und den Achterbahnen – trotz wiederkehrender Regenschauer.
Am Abend kamen wir wieder am Zeltplatz an und bereiteten unser Abendessen vor, es gab selbstgemachte Hamburger und unsere Auslöse vom Bannerklauen. Als wir fertig waren mit Essen machten wir noch ein paar lustige Spiele, wie Irrenhaus und Traktorfahren. Die Zeit verging sehr schnell an diesem Abend und so fielen die Kinder müde ins Bett. Die älteren von uns trafen sich dann noch am Lagerfeuer, wo jeder Leiter erzählte wie sein Tag mit den Grüpplingen gelaufen war.
Donnerstag 9.8.12, Der Strand
Nun war es soweit, der Strandtag war gekommen. Nach dem Frühstück ging es auf zum Strand, wo wir uns den ganzen Tag aufhielten. Die Kinder waren ganz fasziniert von den großen Wellen dort im Meer und den vielen Muscheln am Strand. So konnte man sich dort lange aufhalten. Die anderen fuhren dann so gegen fünf Uhr zurück zm Platz. Meine Gruppe blieb noch am Strand, uns stand noch ein ganz besonderer Abend bevor: Das Jungpfadfinderversprechen.
Da wir zwischendurch genug vom Meer hatten, machten wir uns auf dem Weg nach Zaandford und schauten uns noch etwas in der Stadt um. Zum Abendessen trafen wir uns dann wieder oben am Strand. Während ein Teil der Leiter mit den Kindern Spiele organisierte, machte ich mich mit einem anderen Leiter auf den Weg, um eine geeignete Stelle am Strand zu finden. Dort angekommen richteten wir alles her für das heutige Versprechen. Als die Kinder und die restlichen Leiter nachgekommen waren, ging es los und so schafften wir es, dass die Grüpplinge ihr Versprechen am Meer vorm Sonnenuntergang ablegen konnten. Es war ein sehr ergreifender Moment. Danach machten wir uns wieder auf den Weg zurück. Nach so viel Seeluft, Abenteuer und Erlebnissen gingen die Kinder am Lagerplatz angekommen gleich ins Bett. Und wir Leiter setzten uns zu den anderen ans Lagerfeuer.
Freitag 10.8.12, Strandolympiade
Erst einmal schliefen wir alle aus und starteten dann in unseren Brunch. Anschließend starteten wir noch einmal an den Strand, da es den Kindern den Tag davor so gut gefallen hatte – und nun auch endlich kein Regen mehr in Sicht war. An unserem Strandplatz angekommen, wurden wieder kleine Gruppen gebildet. Jeder Leiter der einen Posten hatte, verteilte sich über den endlos scheinenden Sandstreifen und so ging es los mit unserer Strandolympiade. Die Disziplinen reichten von Rugby oder Volleyball, über Strandburgenbauen bis hin zu Geschicklichkeitsrennen. Damit waren wir auch den ganzen Nachmittag beschäftigt. Als alle Teams fertig waren, hatte jede Gruppe noch etwas Zeit für sich. Um Halbsechs trafen sich der ganze Stamm wieder am Bus, um gemeinsam zum Lager zu fahren. Der letzte Abend war gekommen und so saßen wir alle zusammen am Lagerfeuer, sangen, spielten Sketche und hatten noch jede Menge Spaß.
Samstag 11.8.12, Abbau und Heimreise
Der letzte Tag in Holland. Nach dem Frühstück ging es los mit dem Abbau unseres Zeltplatzes, wo wir wieder alle zusammen kräftig anpackten. So waren wir zum Mittagessen hin schon fast fertig mit dem Abbau und unsere zwei Transporter, ein VW-Bus und ein Transit, bis unters Dach vollgeräumt. Nach dem Essen packten wir den Rest dann zusammen. Bis der Bus dann kam, spielten wir noch ein paar Spiele, schickten alle noch zum Duschen und packten unsere Lunchpakete, auf dass uns im Bus keiner verhungert. Am Abend war es dann soweit und wir sattelten alle unsere Rucksäcke, ein letztes Mal machten wir uns auf den Fußmarsch zum Bus. Dort angekommen wurde unser Material und das Gepäck wieder verstaut. Als wir alle im Bus saßen, ging die Heimreise los, wir fuhren wieder über die Nacht hindurch.
Sonntag 12.8.12, Rückkehr
In der Früh kamen wir wieder zu Hause an, am Pfarrheim in Rott, wo wir schon von vielen Eltern erwartet wurden. Auch unsere Transporterfahrer waren heil zurückgekommen und so gab es dann auch für alle noch ein großes gemeinsames Frühstück und im Anschluss einen riesigen Abschlusskreis. Nun war das Sommerlager offiziell vorbei (das Material musste natürlich noch ins Lager geräumt werden).
Auf große Fahrt für den ganzen Stamm geht es nun wohl erst wieder in einem Jahr. Dieses Lager war auf jeden Fall einmalig und unvergesslich.